Der Drang nach Gemeinschaft zur Besinnung auf die gemeinsam ererbte Kultur, Brauchtum und Sitte sowie Erhaltung unserer Språuch wurde gerade durch die Vertreibung, die finanziellen Widrigkeiten und Existenzängste der Nachkriegszeit, sowie durch die Zersplitterung in der Fremde, entscheidend gefördert – So kam immer mehr der Wunsch, so wie früher, ein echter Egerländer unter Egerländern sein zu dürfen.
So haben sich auch in Ingolstadt am 3. Oktober 1954, 34 Egerländer um den unvergessenen Alfred Hanig geschart, einig darüber, dass auch die Ingolstädter Egerländer eine eigene Gemeinschaft bilden sollten. So wurde unter dem 1. Vüarstäiha Vetter Edi Steurer die Eghalanda Gmoi z´Ingolstadt gegründet.
Die Eghalanda Gmoi z´Ingolstadt ging damals mit großem Schwung und viel Tatkraft an die Arbeit, so dass sie binnen kurzer Zeit 300 Mitglieder zählen konnte. Ebenso stolz können wir 2-3 Generationen später auf eine ähnlich hohe Mitgliederzahl schauen. Entsprechend dem Lauf der Zeit nimmt die Mitgliederzahl der Erlebnisgeneration immer mehr ab, jedoch treten in ihre Fußstapfen ihre Kinder und Kindeskinder. So leben die Ziele und Hoffnungen an die Kultur und das Brauchtum noch heute in Tänzen, Liedern, Musik und ihrer Mundart fort.
Bei der Gründung der Gmoi, standen die Egerländer Gmoin Schrobenhausen, Pfaffenhofen und Zuchering Pate.
1961 war unser 1. großer Meilenstein – die Weihe unserer Gmoifahne.
Bereits damals stand uns der bayrische Trachtenverein „Almrausch Ringsee“ und die Josef-Hoffman-Gmoi Regensburg zur Seite.
Abt Petrus Möhler (früher Stift Tepl) weihte unter der Schirmherrschaft von Dr. Ing. Christoph Seebohm, Oberbürgermeister und Senator
Dr. Josef Listl der Stadt Ingolstadt sowie Landrat Dr. Stinglwagner dieses Wahrzeichen der Gmoi Ingolstadt.
So war damals schon eine gute Zusammenarbeit mit den einheimischen Vereinen und auch der Stadt sichtbar.
1963 übernahm Vetter Seff Peter die Leitung der Gmoi. Der Gründungsvüarstäiha Vetter Edi Steurer wurde wegen seiner großen Verdienste
um die Gmoi anlässlich der 10jährigen Gründungsfeier zum Ehrenvüarstäiha ernannt. 13 Jahre später gab er aus gesundheitlichen Gründen das
Zepter an Karl Fritsch und gut 1 Jahr später 1978 an Ernst Wagner weiter. Auch Vetter Seff Peter und unser Ernst Wagner wurden für ihre
großen Verdienste zu Ehrenvüarstäihan ernannt.
Im Januar 1997 trat unser langjähriger Vüarstaiha Ernst Wagner in die 2. Reihe zurück und überließ die Führung der Gmoi jüngeren Händen.
Seit dieser Zeit steht Helmut Kindl an der Spitze unserer Gmoi und wurde mittlerweile sogar zum Landesvüa(r)stäiha gewählt..
Mit der vorbildlichen Kulturarbeit konnten auch Großveranstaltungen durchgeführt werden. Auszugsweise seien dafür genannt:
- 1963 ein Konzert mit Ernst Mosch und seinen Egerländer Musikanten,
- das 40 jährige Gründungsfest des Donaugaus 1964,
- als Gastgeber von vier Landestreffen 1982, 1988, 1992 und 2014
- als Gastgeber dreier Bundestreffen der Egerland-Jugend 1980, 2000 und 2012
- Gmoijubiläen mit großen Volkstumsnachmittagen
- die Einweihung unseres Egerland Brunnens 1994
- Brunnenfest 1997, bei dem ein Bohrkern aus der alten Heimat im Brunnenrand eingelassen wurde...
- Seit 29 Jahren ein Mai- und Stadtteilfest
- Seit 1979 Teilnahme am Bürgerfest
- 2004 das 50 jährige Gründungsfest verbunden mit dem Donaugautrachtenfest
...und viele mehr
Aber eigentlich sind es nicht die Großveranstaltungen, die das Leben unserer Gmoi prägen, sondern vielmehr die kleineren und manchmal
auch die etwas größeren Feiern im Jahreskreis.
So beginnt ein jedes Jahr mit der Hauptversammlung am 06. Januar. Es folgen der Kappennachmittag am Rosenmontag, Hutschernachmittage,
Kirwatanz. Am Volkstrauertag die Totenehrung im Luitpoldpark und die Weihnachtsfeier runden das Jahr ab. Außerdem nehmen wir am Georgiefest,
dem Herbstfestumzug sowie dem Kulturfest KultUrig in Ingolstadt teil. Aber noch lange nicht genug: Darüber hinaus die Teilnahme an Landes-
und Bundestreffen, Gaufesten des Donaugautrachtenverbandes und am Oktoberfestumzug in München, sowie beim Gäubodenauszug in Straubing. 5
Jahren lang waren wir auf der Septemberdult vertreten, bei der die Herstellung von Trachtenteilen und Goldhauben sowie das Klöppeln demonstriert
wurde. Auch beim Trachtenmarkt in Greding waren wir als Gastverein präsent. Zusätzlich sind wir seit 2007 mit vier eigenen Ständen beim
Sudetendeutschen Tag vertreten. Dazu kommen natürlich auch die Veranstaltungen anderer Gmoin und Gauverbände, zu denen wir eingeladen werden.
Aus den vielen Terminen kann man unschwer erkennen, dass unsere Gmoi noch recht rührig und viel unterwegs ist.
Anlässlich unseres Kappennachmittags wurde die Laienspielgruppe die „Spietrüfis“ gegründet. Mittlerweile bereichern sie seit über 10 Jahren den Ingolstädter und Stuttgarter Fasching und haben viele Auftritte bei Gmoijubiläen, Geburtstagen, sowie den verschiedensten Veranstaltungen in und außerhalb Ingolstadts.
Aber all dies wäre gar nicht möglich gewesen, wenn nicht von Anfang an die Jugendarbeit der Gmoi mit an vorderster Stelle gestanden hätte. Denn schon ein Jahr nach der Gmoigründung wurde eine Kinder- und Jugendgruppe ins Leben gerufen. Die Jugendleiter haben es in steter Folge meisterlich verstanden die Boum u Mäidla um sich zu scharen, ihnen Lied und Tanz, Spiel und Freizeitgestaltung in Egerländer Art näher zu bringen. Einige aus unserer Jugendgruppe übernahmen auch Positionen im Landes- sowie Bundesverbandes an vorderster Front. So wurde das Brauchtum der Egerländer bewahrt und an eine Jugend weitergegeben, die nach und nach auch der Gmoi zuwuchs.
Eghålanda hålt´s enk zamm – Füa(r unna Hoimat ålls
am 2. Oktober 1954 im „Schwabenbräu”-Saale in der Theresienstraße war ein Durcheinander und doch ein großer Erfolg.
Das Durcheinander entstand wohl, weil die Patengmoi Schrobenhausen mit ihrem Vüastäia. Vetta Kasseckert sicher schon zuviel des Guten
tat. 2 Autobusse mit lauter Trachtenträgern und -innen kamen sie, brachten selber ihre Musik mit und den Radler Seff, der es mit seiner
Urwüchsigkeit sogar der mundartfremden Berichtserstatterin des Donaukuriers antat, wie aus beigeheftetem Zeitungsausschnitt zu ersehen
ist. Die Schrobenhausener Jugend zeigte heimatliche Tänze, darunter den „Brautlandla“ und den „Klodraua Raia“, die Alten und Jungen aber
sangen Heimatlieder im Männer- und gemischten Chor, nachdem sie zuvor gleich das Brauerei-Podium der „Bühne“ in Grund und Boden gestampft
hatten. Die Verbindung stellte der Radler-Seff her, der mit dareingemischten Schnurren und Solo-Vorträgen - hier halfen ihm auch noch zwei
andere Schrobenhausener - immer Lachsalven auslöste, daß nachher ein hiesiger Vetta behaupten konnte, er habe noch nie so herzlich lachen
müssen. Ein Programmspunkt folgte dem andern und es war gar nicht möglich, daß nach der kurzen Begrüßung durch Vetta Hanig, den
Gesamt-Organisator, und einigen Worten des 2. Bundesvüastäias F.J. Böhm, Nördlingen der Hauptredner des Abends, Vetta Otto Zerlik,
Geislingen/Uittwa, seine ausgezeichneten Gedanken über die kulturelle Eigenart des Egerlandes erschöpfend darlegen konnte. Den Eindruck
seiner Worte mag der Bericht der Zeitungsreporterin vermitteln, die allerdings als Landfremde aus seinen Worten entnommen haben will,
daß Winterberg und Gablonz im Egerlande lagen, was ja Ottl nie behauptet hat.
Fast mit Gewalt mußte Vetta Zerlik im Verlaufe des weiteren Programms versuchen, wenigstens einen Kopf für die Gmoileitung zu finden,
weil es beinahe aussichtslos schien, an die Wahl des ganzen Gmoirouts zu denken. Unter den Besuchern im gut besetzten Saale befanden
sich neben den 2 Autobus-Massen der Schrobenhausener je eine Autobus-Besatzung aus Pfaffenhofen und Zuchering und kleine Abordnungen
aus Manching und Kösching, welch letztere allerdings ungemeldet erkannt worden sind. Daneben aber gab es sogar, obwohl die Ortszeitung
am Dienstag den letzten Aufruf, am Donnerstag aber und gar am Samstag nichts mehr gebracht hatte, immerhin 34 egerländer Landsleute aus
Ingolstactt, die ihren Beitritt gleich schriftlich vollzogen.
Und aus der Wahl, die nach Hinweisen auf die Vorrangstellung der Sudetendeutschen Landsmannschaft einmütig verlief, ging Vetta Eduard
S t e u r e r , ein Littengrüner, als Gmoivüastäia hervor,zum Gründungs-Bericht nachdem Vetta Hanig die Wahl zum Vüastäia aus
gesundheitlichen Gründen abgelehnt hatte. Der eben gewählte Gmoivüastäia, Vetta Steurer, zeigte sich auch gleich seinem Amte gewachsen,
indem er zur Wahl des übrigen Gmoirouts vorschlug, am folgenden Sonntag, dem 10. Oktober, um 3 Uhr nachmittags im Vereinszimmer des
„Schwabenbräu“ wiederum zusammenzukommen. Vetta Steurer, der auch noch Obmann der SL-Ortsgruppe Ingolstadt-Mitte ist, gibt
ja in seiner Person sicher auch die Gewähr besten Einvernehmens mit der Sudetendeutschen Landsmannschaft.
Mit der Verlegung der Gmoiroutwahl war dann die Unterbrechung des großartigen Unterhaltungsprogramms der Schrobenhausener Paten wieder
beseitigt, in dessen Rahmen sogar auch noch ein Maid)l ein Gedicht "D Brautnacht" in herziger Form aufsagte. Nur eine Mützensammlung
wurde noch durchgeführt, um der jungen Gmoi auch ein paar Mark mit auf den Weg geben zu können. Die dabei erzielten DM′32.28 nahm Vetta
Hanig zu sich, um sie dem künftigen ümgeldna zu übergeben. Wann der Abend dann aus war, ist nicht genau mehr feststellbar. Einige sagen,
es wäre längst Mitternacht vorbei gewesen.
Nachzutragen ist noch, was mir selber ganz entgangen war. Hatten doch die Schrobenhausener auch noch eigens einen Ansager mit, den ich
mit dem Radler-Seff für eins hielt. Dabei hat der Vetta ja sogar noch ausgezeichnet „stegreif-gedichtet“ und wenn auch der Versfuß nicht
immer hieb- und stichfest war, gereimt hat sich′s dennoch jedesmal. Das fiel mir zwar gleich auf, aber ich hatte ihn halt zu wenig im
Gesicht. War ich doch der Einzige im Saal, der mit dem Hintern auf die Bühne schaute, das heißt, mit dem Rücken, und obendrein den Kopf
voller Dinge hatte, die ihm das Zuhören und Zuschauen nur nebenher möglich machten.
Original Abschrift vom Gründungsbericht
Unser Gmoivüa(rstäiha seit der Gründung: | |
Edi Steurer | 1954 - 1963 |
Seff Peter | 1964 - 1975 |
Richard Fritsch | 1976 - 1977 |
Ernst Wagner | 1978 - 1996 |
Helmut Kindl | seit 1997 |